Unsere WG und die Freude auf das Chaos zu Weihnachten

18.11.2017

 

 

Freunde und Bekannte, die uns heute das erste Mal besuchen: „Boo, das hat bestimmt ganz schön was gekostet.“ Nee, hat es nicht liebe Freunde. Wir (mein Mann unsere beiden Söhne, zwei Hunde und ich) hatten vorher ein 140 qm Reihenhaus. Jetzt haben wir beide und unser Hund insgesamt 60qm. Unseren restlichen 6 Mitstreitern geht es nicht anders. Wir haben unser Reihenhaus verkauft, um in unser neues Zuhause investieren zu können. Ich wiederhole mich, aber das Risiko, dass unser über Jahre abbezahltes Reihenhäuschen evtl. schnell unter den Hammer kommen könnte, um damit ggf. Heimkosten zu finanzieren, war für mich ein überzeugendes Argument für diese Wohnform zu kämpfen. Wer kann schon pro Person 4.500 Euro Heimkosten von seiner Rente bezahlen. Kämpfen ist wirklich die passende Formulierung. Mein Mann wollte zunächst auf keinen Fall diese WG. Von „vielleicht müssen wir gar nicht ins Heim Spatzel“ bis „mit dem verrückten Haufen willst du zusammenziehen“ hat er versucht, auf die Abwart-Schiene zu bleiben.

Die alte Villa wurde entkernt. Es entstand eine große Wohnküche mit angrenzender Bibliothek einschließlich Kamin. Von da aus geht es direkt in den Innenhof. Der Innenhof wird eingerahmt von unseren 4 Wohneinheiten (schlichten hellen Wohnblocks). Also vorne alt renoviert und hinten neu und praktisch.

Wenn jemand ein altes Haus und ein einigermaßen großes Grundstück besitzt, ist es durchaus ein Konzept, welches sich überall umsetzen ließe.

Wir sind schon wieder in der Weihnachtsplanung. Mein Mann hat gestern unsere Änne gefragt, was es Weihnachten zu essen gäbe. Ich dachte,ich höre nicht richtig. Als ich anmerkte, dass das hier kein 5Sterne-Hotel sei, Änne evtl. Weihnachten mit ihrer Familie feiern wollte und wir dann mal selber etwas brutzeln müßten, schaute er mich verständnislos an und meinte nur: „Ist doch egal, wir können auch Spaghetti machen (der immer mit seinen Spaghetti), Hauptsache es kommen alle.“ „Alle?“ Mein Mann, der partout keine Alten-WG wollte, ist es wichtig, dass „alle“ kommen. Nicht zu fassen. Für Änne ist Urlaub offensichtlich auch ein Fremdwort. Sie bräuchte keinen Urlaub, ob wir sie los werden wollten.

Ich halte mich da jetzt raus. Wir sehen unsere Enkeltochter, Söhne einschließlich Schwiegertöchter zu Weihnachten, ob mit Fest-Menü oder Spaghetti. Maren und Holger sind über Weihnachten in Berlin bei Holgers Bruder Simon und seinem Lebensgefährten. Maren und Holger stellen in der Zeit Beate und ihren Kindern ihre Wohnung zur Verfügung, was Gudrun (Mutter von Beate) nicht passt. Warum auch immer. Gudrun sollte sich da auch lieber heraushalten. Also schon Mitte November der gewohnte Weihnachts-Familien-Stress. Jetzt im größeren Rahmen, ha, ha, ha. Einsamkeitsprobleme haben wir auf alle Fälle nicht. Das letzte Weihnachtsfest war alles andere als besinnlich, sondern chaotisch. Meinem Mann hat es gefallen. Die Einstellung „Weihnachten ist ein Familienfest“ hat er offensichtlich abgehakt. Erstaunlich, wie viele Dinge, die vorher eine unumstößliche festgefahrene Einrichtung waren durch diese WG eine teilweise völlig andere Richtung bekommen haben. Wir sind zwar im herkömmlichen Sinne schon alte Zausel, aber diese WG erweckt zu unserem eigenen Erstaunen immer wieder frische Energien. Also Mut zur WG. Ab und zu darf man sich dann auch etwas über sich selber wundern.

Wenig Stress, viel Gesundheit und herzliche Grüße

Eure fidele Alten-WG aus Laboe

 

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