Der Umzug in eine WG mit Freunden

26.08.2018

Du willst doch wohl nicht unser schönes Haus verkaufen und mit den Banausen zusammenziehen? Jahrelang wohnen wir hier und haben uns an alles gewöhnt, hier kennst und hast du doch alles, Einkaufsmöglichkeiten die du auch mit Rollator erreichen kannst, das Klinikum fast vor der Tür usw. usw.. Die Argumente meines Mannes waren nur geprägt von „bloß nichts verändern“. Wenn ihm nichts mehr dazu einfiel, wurden die potentiellen Mitbewohner durch den Kakao gezogen. Er wüßte genau wie sich alles entwickeln würde, wir hätten die Hölle auf Erden. Wenn er nur an den arroganten Holger denkt, den empfindlichen Dirk, den bescheuerten Paul mit seiner überdrehten Gudrun. Zu Susanne und Maren hat er sich nie abfällig geäußert, fällt mir jetzt auf, ha, ha, ha

Wir hatten ein Reihenhaus. Unsere beiden Söhne wohnten nicht mehr bei uns. Auf 3 Etagen verteilt, Platz genug um seine nicht vorhandene Putzleidenschaft auszuleben. Zwei der Zimmer entwickelten sich immer mehr zu Abstellkammern. Eine super Treppe, die uns fit hielt. Sollte sich einer von uns mit Rückenschmerzen plagen oder ganz gepflegt auf die Schnauze fallen, könnten wir unser Bett im Wohnzimmer aufbauen und versuchen mit dem Gäste-WC auszukommen. Auch das überzeugte ihn nicht. Ich würde das zu schwarz sehen und ob ich denn mal ausgerechnet hätte, was das alles kostet, wenn wir an der Ostsee neu investieren. Ich würde uns ins Armenhaus bringen. “ ARMENHAUS“ gehts noch!!! Das neue Armenhaus heißt jetzt „ALTERSHEIM“ mein neuzeitlicher Freund. Ob er sich das denn schon mal ausgerechnet hätte, wie schnell unser Haus weg wäre, wenn wir in Heimkosten investieren. So ging es über Monate. Nur mit Hilfe unserer Söhne konnte ich ihn dann überzeugen.

Der Verkauf des Hauses und die Fertigstellung unseres neuen Zuhauses so zu koordinieren, dass es fließend ineinander überging, war auch noch mal ein hartes Stück Arbeit. Gudrun und ich haben uns in der Zeit immer wieder gegenseitig aufgebaut, da sie offensichtlich mit ihrem Paul die gleichen uneinsichtigen Schwierigkeiten hatte, wie ich mit meinem. Nur mal nebenbei, heute sind mein Mann und ihr Paul ein Kopp und ein A…

Jörn, der Sohn von Susanne und Dirk ist Anwalt und hat in Zusammenarbeit mit Timo, dem Sohn von Paul und Gudrun, den finanziellen Rahmen abgesteckt, der pro Paar nicht 150.000 Euro überschreiten durfte.

Die Villa wurde entkernt. Es entstand eine große Küche, ein Wohnraum mit Kamin und ein Bad. Vom Innenhof gehen vier Wohneinheiten ab (vier kleine Blocks von je 65 qm). Unsere Geschichte besteht schon einige Jahre. Wir konnten damals das Grundstück mit der alten Villa noch günstig erwerben. Die Anbauten waren nicht gerade günstig. Heute sind die Grundstücke um vieles teurer, jedoch haben sich die Fertigbaufirmen mittlerweile auf die wachsende ältere Bevölkerung eingestellt und es gibt schon super Anbaumöglichkeiten unter 40.000 Euro. Für unser altes Haus würden wir heute auch weit mehr bekommen als vor 10 Jahren. (Nur mal am Rande, für einen Heimplatz bezahlt man heute z.B. 4.500 Euro im Monat).

Der Umzug war noch mal Stress pur. Was sich über Jahre so angesammelt hat. Sogar der Kram meiner verstorbenen Schwiegereltern befand sich noch teilweise in unserem Keller. Übertrieben ausgedrückt, wären unsere Söhne nicht dabei gewesen, säße mein Mann noch heute zwischen den alten Erinnerungen und würde zu jedem Salzstangenständer eine Geschichte erzählen. Wenn man es dann endlich hinbekommen hat, dass der Strohstern, den Klein Wölfi vor 60 Jahren gebastelt hat und der den Weihnachtsbaum meiner Schwiegereltern jedes Jahr geschmückt hat, endlich entsorgt wird, da er schon Jahrzehnte bei uns im Keller geschmort hat, ist man schon einen Schritt weiter. Schön, so ganz kann sich keiner davon frei sprechen und es ist auch immer wieder schön, ab und zu in einer alten Fotokiste zu kramen, jedoch genau so toll ist es, im Alter eine übersichtliche Wohnstätte zu haben, in der es erstaunlich wenig zu putzen gibt.

Jetzt denken bestimmt einige: Boah, den ganzen Stress tue ich mir nicht an, mal sehen was kommt. Heute kann ich dazu ganz locker sagen, man sollte die Bildung einer Alten-WG nicht unbedingt unter dem Aspekt  „ich will nicht ins Heim“ sehen. Eine WG kann ein neuer Lebensabschnitt sein, der nichts mit abwarten, sondern Neugestaltung zu tun hat. Wir konnten uns alle neu entdecken. Negative Eigenarten werden in einer Gemeinschaft oftmals von teilweise eingeschlafenen positiven Eigenschaften aufgefangen und neu belebt.

Manchmal kann schon der Weg das Ziel sein, so wie bei den beiden, die sich für eine WG am Meer mit mehreren begeistert haben, in einer Großstadt gar nicht so weit voneinander entfernt wohnten, aus Kostengründen erst mal zusammen gezogen sind und ihr Vorhaben auf später verschieben haben, wenn sie die Rente durch hat. Es gibt so viele Möglichkeiten. Aber was erzähle ich. Hier auf unseren Blog werden sehr viele Beispiele beschrieben wie es funktionieren könnte auch ohne Haus und Grundbesitz.

Bewahrt die positive Einstellung, verbunden mit lieben herzlichen Grüßen

Eure WG in Laboe

 

 

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